amphitryonexpose.html 27.11.2016
Inform Verlag
Amphitryon - Komödie in drei Akten, mit Vor- und Nachspiel sowie zwei Zwischenakten
von
Helmar Kloss
ISBN 978-3-9805843-8-8
Exposé
Der Autor der Komödie “Amphitryon” scheint aus der Geschichte von Amphitryon und Alkmene ein alltägliches Ehedrama zu machen. Und da heute ja wohl niemand mehr an Zeus glaubt, wird hoffentlich auch niemand darauf bestehen, daß e r es war, der Alkmene in Amphitryons Abwesenheit geschwängert hat. Folglich darf nach einer natürlichen Erklärung für die Zeugung des Herakles gesucht werden, die ohne Götter auskommen muß. Letztlich geht es um einen Fall ehelicher Untreue, um Gründe, Vorgeschichte und Entdeckung sowie die Art ihrer Behandlung innerhalb eines speziellen sozialen Umfeldes, und nur indirekt auch um die Folgen - die wundersame Geburt des Herakles und seine großartigen Taten - ohne die dieser Ehebruch jedoch niemals von Interesse gewesen wäre.
Die Fakten sind im Grunde einfach: Der Mann ist im Krieg, und die Frau weiß lange nichts Genaues über sein Schicksal. Obwohl sie ihren Mann liebt, läßt sie sich gelegentlich von einem anderen Mann trösten. Leider stellt sich nicht lange danach heraus - und zwar gerade zu der Zeit, als der Ehemann heimkehrt - dass sie schwanger ist. Das konnte sie ihm unmöglich gestehen, denn untreue Frauen hat man dazumal gesteinigt. Und trotz aller gewonnenen Freiheiten ist ein solches Vorkommnis ja auch heute noch nicht ganz selbstverständlich. Ohne über die Person des Ehebrechers Vermutungen anzustellen oder das Fensterln des Göttervaters ins Bild zu setzen, behandelt der Autor in seinem Stück die Vor- und Nachgeschichte dieses Ehebruchs, der insofern etwas Besonderes war, als er in den höchsten Kreisen des vorgeschichtlichen Thebens erfolgte. Alkmene und Amphitryon waren ja nicht irgendwer, sondern die Herrscher von Theben. Immerhin hat Amphitryon, der Held dieses Stückes, durch seinen Ruf die Zeiten überdauert, als Ziehvater des Halbgottes Herakles eine gewisse Würde bewahrt zu haben, so dass er nicht vor allem als Hahnrei eine komische Figur abgibt.
Doch die wichtigsten Szenen des Stücks behandeln die Frage: Wie entstand die Legende, durch die Alkmene vor der Steinigung bewahrt wurde? Die schöne Sage von der vergleichsweise ungewöhnlichen Zeugung des Halbgottes Herakles, über die wir uns dank Molières und Kleists Bearbeitungen seit Plautus’ Zeiten amüsieren, wird hier nicht auf der Bühne dargestellt, sondern ist eine von den Frauen zur Rettung Alkmenes ersonnene List. Um unseren gewohnten Spaß an den, ach, so menschlichen Göttern nicht ganz zu opfern, läßt der Autor sie gewissermaßen als zweites Publikum in den Zwischenakten auftreten, wo sie die Vorgänge auf Erden aus 'olympischer Sicht' kommentieren. Hermes ist zudem eine Art Moderator, der sowhl den Prolog als auch einen Epilog spricht.