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helena&paris.html 20.08.2019; Korrektur 20191129
H e l e n a u n d P a r i s
Drama
von
Helmar Kloss
Ein Drama, das die Liebesgeschichte zwischen Helena und Paris in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt als überliefert ist, weil es ohne deus ex machina auskommen muss.
Es handelt sich bei dem Stück um eine Deutung der Vorgeschichte des Trojanischen Krieges, die von vielen der mir bekannten Überlieferungen abweicht. Warum?
Der Mensch ist das räuberischste und mörderischste Tier, das je – soweit bekannt – existiert hat. Zudem richten sich seine Aggressionen unglaublich oft gegen Artgenossen, wie bei keiner anderen Art.
Viele Menschen wollen das aber nicht sehen, leugnen es und – wenn es sich um Schriftsteller handelt – beschönigen die Ereignisse, von denen sie berichten. Vielleicht, weil sie Lehrstücke für richtiges Verhalten liefern und die Welt verbessern wollen? Doch muss man nur in die jüngste, gut dokumentierte Geschichte schauen, um zweifelsfrei zu erkennen, dass die Feststellungen, was die pervers-aggressive Natur des Menschen betrifft, stimmen.
Und da ich nicht an Götter glaube, welcher Art auch immer, gehe ich davon aus, dass die verfälschend-bewundernde Nachwelt sie ins Spiel bringt und die Abstammung von Göttern - wie zum Beispiel auch bei der Zeugung von Herakles und Jesus - als eine Art Orden für die Leistungen oder Eigenschaften besonderer Menschen verleiht.
Vermutlich gilt das auch im Falle Helenas, denn die Berichte über ihre Abstammung sind einigermaßen verworren. Zum einen soll sie einen menschlichen Vater gehabt haben, - Tyndareus, König von Sparta. Zum anderen einen göttlichen. Zeus soll ihre Mutter Leda in Gestalt eines Schwans verführt haben. Bei dieser Gelegenheit sollen auch die Dioskuren - Astor und Pollux - gezeugt worden sein. Nur eines ist gewiss, was Helena betrifft: Sie muss sehr schön gewesen sein.
Einigen Quellen zufolge sollen sich Helenas menschliche Eltern Tyndareus und seine Gemahlin Leda freiwilllig von der Regierung Spartas zurückgezogen und Menelaos den Thron überlassen haben.
Aber wer glaubt denn an so etwas? Wo haben sich Herrscher jemals freiwillig zurückgezogen? Literatur und Geschichte sind hingegen voll von Königsmorden. Daher gehe ich davon aus, dass auch Tyndareus ermordet wurde, und zwar von seinem Nachfolger Menelaos. Und dementsprechend glaube ich auch nicht, dass Helena den Mörder ihres Vaters freiwillig geheiratet, geschweige denn geliebt hat. Vermutlich hat die Heirat die Machtübernahme ‘legitimieren’ sollen.
Unter diesen Umständen war Paris natürlich kein Entführer, sondern der Retter und als Liebhaber hochwillkommen.