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urania.html 18.10.2013

Inform Verlag GmbH


                      An die URANIA, 18.10.2013


Sehr geehrte X. ....,
    am 16.10. habe ich an der Urania den Vortrag von Frau Gabriele Baring gehört, der mich in vieler Hinsicht angesprochen hat, da Frau Baring auf ganz anderem Weg zu Ergebnissen ge­langt ist, die meinen an etlichen Punkten ähneln. Jedenfalls kam mir die Idee, zu versu­chen, mein in Jahrzehnten entstan­denes und bald gedruckt vorliegendes Goethe-Buch ebenfalls bei der Urania vorzustellen. Anbei Material, aus dem Sie ersehen können, worum es sich handelt.
    Bei einem Vortrag würde ich natürlich mein Buch ganz anders präsentieren als in dem Exposé. Ich würde zunächst schildern, wie ich dazu gekommen bin, mich mit Goethes Cha­rakter zu beschäftigen. Wie Frau Baring habe auch ich immer Menschen verstehen wollen, wo­ran letztlich wohl die traumatisierenden Erlebnisse im 2. Weltkrieg schuld sind. Aus­ge­hend von Erkenntnissen von Alfred Adler und Frank J. Sullaway ar­bei­te ich her­aus, wie stark Goethe lebenslang unter den Folgen des Liebesentzugs gelitten hat, den er bei den Gebur­ten seiner Ge­schwister erlitt und zeige die Spuren in etlichen Frühwerken auf. Da die Mehr­zahl aller Men­schen Geschwister hat, sind meine Ergebnisse auch für alle Menschen rele­vant.
    Ein zweiter Vortrag wäre denkbar. Er könnte die Folgerungen behandeln, die sich aus der Goethe-Studie er­geben. Die moderne Gesellschaft krankt so sehr an der Habgier und damit ver­bundenen Denk- und Handlungsweisen, daß sie das in der Natur zentrale Thema der Fort­pflanzung als Ne­bensache behandelt. Obwohl wir Säugetiere heißen und die Frauen le­bens­lang für diese Zwecke „gedachte“ Brüste tragen, ist Geldverdienen wichtiger. Eltern lernen nichts über El­tern­schaft, ehe sie Eltern werden. Mütter wissen nichts über Mutterschaft und deren emo­tio­na­le Bedeutung für Kleinkinder und die seelische Gesundheit der Erwachsenen. Im Gegenteil zwingt die Gesellschaft Mütter ökonomisch und ideologisch, die Mutterschaft nebenher zu be­treiben oder sogar zu delegieren. Die auch von Frau Baring beschriebenen Fol­gen nenne ich „Trauma­tra­die­rung“: Al­lent­halben leiden Menschen an den Folgen, was viel­leicht gut ist für den be­ruf­li­chen Er­folg von Psycho­the­ra­peuten, aber schlecht für die Ge­sellschaft. Das muß geändert wer­den, sonst wird diese nicht nur an dieser Stelle an der Natur sich ver­ge­hen­de Ge­sell­schaft schon bald untergehen. Wenn ich nicht schon zu alt wäre, wür­de ich sogar ver­su­chen, eine Mütter-Partei zu gründen. Ich bin sicher, daß ich der schwei­gen­den Frauen-Mehr­heit aus der Seele spräche.

Mit freundlichen Grüßen

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