orest.html 07.03.2021, 10:ß8
Orest
Das zweite Buch ist ein Theaterstück. Eine beinahe
klassische Tragödie und dennoch durchaus modern, wenngleich nicht
modisch.
Tragödie in vier Akten von Helmar Kloss
ISBN 3-9805843-0-5 oder 978-3-9805843-0-2
Den
Müttern gewidmet,
den Müttern, die eine unermeßlich
große, letztlich aber immer noch unberechen-
bare Wirkung ausüben, so daß sie und andere oft fas-
sungslos vor den Folgen stehen und nicht begreifen können,
was aus ihren Kindern geworden ist, - im Guten wie im Bösen.
Ort und Zeit der Handlung
Ort: Halle der Burg von Mykene, Griechenland
Zeit: prähistorisch-mythische Epoche vor
der dorischen Einwanderung, in der auch Homers Epen "Ilias" und
"Odyssee" spielen, vielleicht um 1200-1300 vor Chr.
Als weitere Informationen stehen das Inhaltverzeichnis, d.h. eine
Szenenübersicht, sowie ein Abriß der Handlung zur Verfügung. Von der
Szenenübersicht aus können einige Szenen als Kostproben
eingesehen werden. Lesungen und Multimedia-Darbietungen einiger Szenen
sind in Vorbereitung
Personen
Orest, Sohn von Klytaimnestra und Agamemnon
Elektra, seine ältere Schwester
Klytaimnestra, Königin von Mykene
Ägisth, ihr Lebensgefährte
Siehe auch die Erläuterungen im "Lexikon" oder "Index"
118 Seiten, 5 Abbildungen, 6,56 Euro (zuzüglich
Versandkosten), ISBN 978-3-9805843-0-2, BESTELLUNG
Vorwort
In einer Zeit, in der uns zu unserer Unterhaltung im
Fernsehen täglich Dutzende von Morden vorgeführt werden, mag
ein in -
allerdings reimlosen - Versen geschriebenes Stück im Gewande einer
klassischen Tragödie, in dem es ‘nur’ zwei Tote gibt, wenig
zeitgemäß erscheinen. Doch die Sage von Orest und seiner
Mutter Klytaimnestra berührt unseres Erachtens nach den Nerv, mit
dem jeder von uns am Leben hängt. Durch die Art ihrer Behandlung
in diesem Stück wird das besonders
deutlich. Sie könnte daher auch heute noch berühren oder
erschüttern, mehr vielleicht als das allergrößte
Bildschirmgemetzel.
Angeregt durch den Blick in die ferne Vergangenheit an
die Zukunft denkend, mag man sich auch fragen, ob das, was heute
berufstätige Eltern oder die wachsende Zahl alleinerziehender
Mütter bei ständig geringer werdender Unterstützung
durch Staat und Gesellschaft (zumal sie sich immer öfter durch
“Medien” vertreten lassen) ihren Kindern an emotionaler
Grundausstattung mit auf den Lebensweg geben, mehr ist als was Orest
von Klytaimnestra erhielt, und ob dies wenige ausreichen wird,
unser Gemeinwesen auch in Zukunft noch blühen zu lassen. Und da
dies
einigermaßen zweifelhaft erscheint, könnte es mangels
besserer
Mittel durchaus sinnvoll sein, auf ein wenig Katharsis zu hoffen.
Allerdings ist die vorliegende Tragödie nicht
“klassisch”, - auch wenn sie es formal in mancher Hinsicht zu sein
scheint. Es führt keine Entwicklung unausweichlich zum Untergang
des Helden (der ursprünglich - zur Zeit der Entstehung der
griechischen Tragödie - ein Opfertier war und sein tragischer
Untergang das kultische Opfer). Dies wäre
eher der Fall, wenn der Held “Klytaimnestra” hieße. Doch Orest
ist
es, der die Tat begeht, die den Höhepunkt der dramatischen
Entwicklung
und einen Tiefpunkt menschlicher Zivilisation darstellt, der uns bis
heute
im kollektiven Gedächtnis haftet, zwar durch die Schwester
gedrängt und durch die geheime Resignation der Mutter
begünstigt, letztlich
jedoch aus einem ihm selbst beim Handeln unbewußten Motiv: dem
Racheaffekt des “im Grund’ Verschmähten” (2. Akt, 4. Szene).
Insofern handelt es sich eben doch um eine Art von Tragödie, wenn
auch nur um eine im landläufigen Sinne "tragische" Geschichte.
Doch der Held geht nicht unter. Das Stück hat ein
offenes Ende. Und wie wir aus der Überlieferung wissen, gelingt es
Orest, seine Schuld auf zahllosen Irrfahrten und ohne
Blutvergießen
zu sühnen. Ja, er heiratet später sogar (in diesem Fall
durchaus
ein Zeichen zurückgewonnener geistiger Gesundheit) und zwar
Hermione,
die Tochter von Menelaos und Helena, seine Base oder Cousine, so
daß
der Held dieser Tragödie gegen alle Regel nach zahlreichen
Abenteuern
sogar eine Art von “Happy end” erleben darf. - Klytaimnestra ist tot,
aber
das Leben geht weiter.
Der Autor, befragt, warum er das Stück nicht auch
“Klytaimnestra” genannt und auf diese Figur hin entwickelt habe,
antwortete:
“Dann wäre, von allem anderen mal abgesehen, der 4. Akt
überflüssig
gewesen.” Dieser war ihm wichtiger als der vielleicht im engeren Sinne
“tragische” Untergang Klytaimnestras.