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peterklossprinzip.html 05.08.2019; überarbeitet 20201126

Helmar Kloss

Grenzen des 'Peter-Prinzips'; Copyright 2009-2020

                                                             

     Das Peter-Prinzip besagt, dass in einer Hierarchie jeder Angestellte dazu tendiert, bis zu der Ebene aufzusteigen, auf der er inkompetent ist. Auf Englisch: “in a hierarchy, every employee tends to rise to his level of incompetence.” (MLA Style: "Peter, Laurence J(ohnston)." Encyclopædia Britannica. Encyclopædia Britannica 2009 Ultimate Reference Suite. Chicago: Encyclopædia Britannica, 2009).
     Ich bin im Laufe meines Lebens – darunter vor allem durch Erfahrungen in 14 Jahren als freiberuflicher Unternehmensberater – zu der Ansicht gelangt, dass dieses Prinzip zwar oft wirksam ist, jedoch ein entschieden zu optimistisches Bild zeichnet, denn es berücksichtigt die folgenden Konsequenzen nicht:
     Inkompetente Menschen tolerieren neben und vor allem unter sich nur noch inkompetentere Menschen, da sie Konkurrenz fürchten. Sie setzen all ihre Kraft und Macht dazu ein, kompetentere Menschen kleinzumachen, zu diskreditieren und/oder zu vergraulen oder auf sonst irgendeine Weise 'unschädlich' zu machen.
      Ich nenne es das 'Peter-Kloss-Prinzip'.
      Eine der vielen Folgen: Der unfähigste Mensch einer Organisation ist in der Regel ihr Leiter. Besonders verheerend wirkt sich das Peter-Kloss-Prinzip in der Politik aus. Erstens erkennt die große Masse der Wähler Inkompetenz nicht, sondern lässt sich von Versprechungen sachlich inkompetenter Blender verführen. Zweitens kommt es in der Politik auf sachliche Kompetenz gar nicht an, weil (fast) alle inkompetent sind. Das kann man unter anderem daran ablesen, dass (fast) alle Minister/innen glauben, jedes Ministerium leiten zu können.
      Und während in vielen Bereichen des sozialen Lebens Erfahrungen nachgewiesen, Prüfungen abgelegt und Zeugnisse vorgelegt werden müssen, benötigt ein Politiker nichts von alledem. Das einzige, was er benötigt, ist Wählergunst.
      Vielleicht kann man also sogar sagen: Je inkompetenter und ignoranter ein Politiker ist, desto weniger werden ihn irgendwelche Sachkenntnisse oder moralische Bedenken daran hindern, die Machtspielchen zu spielen, auf die es in der Politik vor allem ankommt.
      Am schrecklichsten, ja geradezu katastrophal wirkt sich die Inkompetenz vieler Politiker aber nicht einmal in der Exekutive aus, sondern in der Legislative. Denn was von Hunderten überbezahlten und dennoch oft von Zehntausenden Lobbyisten korrumpierten sogenannten 'Volksvertretern' verbrochen wird, lässt sich nicht alle vier Jahre durch Neuwahlen korrigieren. Kaum jemand durchschaut den Wirrwarr, der dort in Jahrzehnten verbrochen wurde oder kümmert sich um die oft ungerechten, nicht selten sogar unmenschlichen, die Grundprinzipien der Verfassung missachtenden Auswirkungen.
      Damit ist die Schilderung des Elends unserer Gesellschaft aber noch nicht komplett, denn der Normalbürger kommt weder mit den Vertretern der Exekutive oder Legislative in Kontakt. Schlimmstenfalls begegnet er Vertretern der Judikative, mit denen ich verschiedentlich sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. Allein an der Berufswahl kann ein Psychologe ablesen, dass es sich ganz überwiegend um rechthaberisch-arrogante und leider zumeist auch ignorante Personen handelt, denn neben dem Studium Zehntausender Gesetze bleibt ihnen für Menschlich-Allzumenschliches keine Zeit.
      Doch am häufigsten treffen Normalbürger auf andere, in der Regel noch unwissendere und ungebildetere Vertreter der Staatsmacht: auf Polizisten und andere 'Ordnungshüter'.
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