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amphitryon.html 10.11.2016
 

Inform Verlag
 

 Amphitryon - Komödie in drei Akten, mit Vor- und Nachspiel sowie zwei Zwischenakten

von Helmar Kloss

 alte ISBN 978-3-9805843-8-8

 neue ISBN 978-3-7412262-8-1


Einer schönen Lüge
wird eher geglaubt
als hässlicher Wahrheit.


    Der Autor schreibt im Vorwort: "Ich kannte die Sage von Herakles, dem großen, antiken Helden und Halbgott, lange bevor ich des Schicksals seiner Eltern Alkmene und Amphitryon gewahr wurde. Daß Zeus bei der Zeugung eines so großen Helden seine 'Hand' im Spiel gehabt haben soll, schien mir zunächst ganz in Ordnung zu sein. Den Jungen, der ich damals war, interessierte nur das heldenhafte Vorbild, so, wie unter anderen auch Achill, Odysseus, Störtebeker, Winnetou und Siegfried. Erst Jahre später - nach Bekanntschaft mit Molières und Kleists "Amphitryon", aber auch mit dem gleichnamigen, großartigen, alten deutschen Film, und nachdem ich selbst einige "Beziehungskisten" durchgestanden hatte - wurde mir die Problematik, die in Herakles' Herkunft lag, deutlich. Ich begann, darüber nachzudenken, welche 'wahre' Geschichte hinter dem Mythos gestanden haben könnte."

Amphitryon - Exposé

Ort und Zeit der Handlung

Orte: Theben und der Olymp

Zeit: graue Vorzeit

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Kostprobe: Prolog

Hermes (tritt durch den geschlossenen Vorhang an die Rampe):
Guten Abend, sehr verehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Hermes. —
(Verneigt sich nach allen Seiten).
Ich bin heut’ hier in eig’ner Sache
Und nicht, wie sonst, als Götterbote.
Auch bin ich allein, denn die Götter-Kollegen sind sich zu fein,
Um persönlich unter euch Sterblichen zu weil’n. -
Zwar sehen sie euch gerne zu
Bei eurem überaus seltsamen Treiben,
Bewundern euren Einfallsreichtum,
Schließen manchmal Wetten ab,
Welcher Bösewicht das Rennen macht,
Ergötzen sich an euren Leiden
Und leiden manchmal sogar mit,
Wenn arme Menschen Schlimmes erleiden.
(Schluchzt und wischt sich mit einem Ärmel theatralisch die Augen; holt tief Luft und spricht wieder normal):
Nur ich, der ich schon immer ein wenig rebellisch war,
Erscheine hier heute ausnahmsweise,
Um euch, verehrte Damen und Herr’n,
Vorab darüber zu informieren,
Worum es bei diesem Schauspiel geht,
Damit ihr auch wirklich gut versteht,-
Was auf der Bühne vorsichgeht. --
Das Stück, das ihr gleich sehen werdet,
Trägt zwar den Titel ‘Amphitryon’ -
Warum dem so ist, will ich euch gleich erklär’n -
Doch ist Amphitryon eigentlich n i c h t der Held, um den es hier geht.
Der Held des Dramas ist ein Wesen,
Wie ihr euch Helden sicher nicht vorstellt.
Er erscheint auch garnicht selbst auf der Bühne. -
Das könnte er garnicht, und zwar aus folgendem Grund:
Zu der Zeit, in der das Drama spielt,
Ist er noch nicht auf der Welt gewesen.
Dazumal war er etwa s o groß -
(deutet mit Daumen und Zeigefinger die Größe eines Fötus an)
Und ruhte als Fötus in seiner Mutter Schoß, -
Zusammen mit einem Bruder, der uns heute hier nicht int’ressiert.
Später gab man dem Helden einen Namen,
Den heutzutage a l l e kennen
Und meistens mit Bewund’rung nennen:
(Betont jede Silbe): H e - r a - k l e s!
Deutsch verballhornt Herkules.
(Nach einer Wirkungspause):
Und nun zum Kern der ganzen Geschichte:
Sicher kennt ihr alle den Spruch:
’Mother’s baby (nickt eifrig mit dem Kopf), Father’s (hebt Zweifel andeutend die Arme) may be!’ -
Was die Sprache betrifft, so ist er modern,
Doch dem Sinne nach ist er ein alter Hut.
Schon die Urmenschen kannten ihn gut.
Folglich gibt es keinerlei Zweifel,
Wer des Herakles’ Mutter war:
Alkmene hieß sie, Tochter des Elektryon,
Des sagenhaften Königs von Mykene.
Doch wer war der Vater? _
(Hebt ratlos Achseln und Arme).
Amphitryon - der später dann den Vater spielte,
Um vor der Welt das Gesicht zu wahren,
Und schlecht und recht die Bälger aufzog,
Als ob sie seine eig’nen wären -
Und eins war ja der Sage nach tatsächlich seins -
Der war auf keinen Fall der Samenspender
Für unsren ‘Helden’ Herakles, - soviel ist sicher.
(Nach kurzer Kunstpause):
Und daß es der Göttervater war,
Wie es Legenden und Dichter behaupten,
So daß wir es bis heute glauben -
Daß nämlich Zeus in Amphitryons Gestalt
Des Nachts bei Alkmene erschien
Und den Akt vollzog, der den Herakles zeugte -
(hebt Zweifel andeutend die Arme):
Nun ja, - ihr werdet ja gleich selber seh’n:
Der Arme litt schon damals an Gicht,
Und daran Erkrankte lieben nicht, -
Zummindesten nicht richtig. _
(Hält kurz inne).
Folglich bleibt auch weiterhin offen,
Wer für das Kind den Samen gab.
(Zuckt die Achseln; fährt dann - bedeutsam den Finger hebend - fort):
Doch wird dadurch aus dem Kinde  d a s,
Was man einen ‘B a s t a r d’ nennt! _
Ein Wesen ohne klaren Status,
Das alle glauben verachten zu müssen,
Weil es ein Kind der Sünde ist,
Das Schande über die Familie bringt. -
Zumindest war das damals so.
(Nach kurzer Pause):
Doch hat die Legende das nicht nur vergessen,
Sondern ins Gegenteil verkehrt.
Und wer sich mit Bastarden auskennt,
Der weiß, daß sie ‘was Besond’res sind.
Der Ehrgeiz, akzeptiert zu werden,
Bewirkt, daß sie in ihrer Zeit auf Erden
Einer der ganz, ganz Großen werden;
Mit manchmal ewig währendem Ruhm,
Als wären sie wirklich Göttersöhne.
(Beginnt sich langsam in Richtung Vorhang zurückzuziehen):
Also wird - im Unterschied zu einem Krimi,
Wie er in heutiger Zeit modern ist -
Der Täter hier heut‘  n i c h t  überführt,
Er bleibt auch weiterhin unbekannt.
Stattdessen wird - ganz wie im Leben -
Ein gänzlich Unschuldiger vorgeführt.
Und  i h m  zu Ehren heißt das Stück wie es heißt;
Also nicht ‘Zeus’, ‘Alkmene’ oder ‘Herakles’,
Sondern nach dem Verlierer: ‘Amphitryon’!
Denn  e r  war der Mann, der Großes vollbrachte,
Indem er sich selbst überwunden hat
Und tat, was ihm das Schicksal auferlegte.
(Macht eine Wirkungspause, in der er nach allen Seiten sich drehend die Zuschauer mustert).
Zumindest hat er es versucht. —
Gelungen ist es ihm nicht ganz,
Sonst gäbe es den H e lden Herakles nicht. -
Zwar war er nicht dessen Erzeuger im biologischen Sinn,
Doch wäre Herakles kein Göttersohn geworden ohne ihn.
(Verbeugt sich aus einer Vorhangspalte nach allen Seiten):
Also viel Spaß, ihr Lieben, auf Wiederseh’n!
(Zieht den Vorhang vor sich zu).

(Nach kurzer Pause öffnet sich der Vorhang wieder).


Tonbeispiel (entspricht nicht ganz dem gedruckten Text):   


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Abbruch (vorher ggfs. die Wiedergabe anhalten)